Leseprobe "Federohr und Flitzepfote 4 - Das sprechende Huhn

Tuff watete ein Stück in den See hinein und warf sich mit beiden Pfoten Wasser ins Gesicht.


  Flumm hüpfte hinterher und tauchte den Schnabel ins Wasser. Es war warm und schmeckte modrig. Er stakste tiefer hinein und benetzte seine Bauchfedern. Nur ein wenig, er musste ja noch fliegen.


  »Das tut guuut«, sagte Tuff genießerisch. Er warf sich eine weitere Ladung Seewasser ins Gesicht.

  »In der Schlucht ist es bestimmt herrlich küh–«


  Hinter ihnen erklang ein Keuchen.
Flumm fuhr herum. Seine Schwanzfedern durchpflügten das Wasser. Er öffnete den Schnabel, aber das entsetzte Uäk! blieb ihm im Hals stecken.


  Am Ufer stand ein riesiger Hund und hechelte!


  Sein Fell war schwarz, bis auf die rötliche Färbung an seiner Brust, an seinem Maul und an den Beinen. Er hatte auch große Zähne. Er zeigte sie gerade, wobei sich seine Oberlippe kräuselte.


  Flumm erstarrte.
Rasch sah er zu Tuff hinüber, der reglos im Wasser stand. Seine Pfoten waren in die Höhe gereckt und von seinen Pinselohren tropfte Wasser. Er formte lautlos Worte, während sein Blick bedeutungsvoll zwischen Flumm und dem Hund hin und her huschte.


  Flumm folgte Tuffs Blick.
Und dann sah er es auch: Das Ungeheuer stand über der Mütze!


  O nein! Was sollen wir jetzt tun?


  Er selbst konnte auffliegen, aber was wurde dann aus Tuff? Selbst wenn es ihm gelang, die Mütze im Sturzflug zu schnappen, war Tuff immer noch im See und leichte Beute für die großen Zähne.


  Wasser tropfte von Flumms Bauch. Wie still es auf einmal war. Nur Flumms Herz klopfte wie verrückt.
Der Hund rührte sich nicht, er starrte Tuff an. Was tat dieser Riese überhaupt hier? Sie hatten ihn noch nie gesehen! Bewachte er in der Nacht den Hof?
Flumm blickte hoffnungsvoll zu den Fenstern auf.


  Alles war dunkel.


  Noch nie hatte sich Flumm so sehr gewünscht, ein Mensch würde erscheinen. Menschen konnten Hunden sagen, was sie tun sollten – jedenfalls manchmal. Er sah sie zusammen auf den Wegen im Wald. Meist hing der Mensch mit einem Seil am Hund. Aber auch ohne Seil liefen Hunde zu ihren Menschen, wenn sie die richtigen Laute machten oder etwas zum Fressen dabeihatten.

  
Der Hund duckte sich auf die Vorderbeine und stieß ein keuchendes Wuff! aus.


  Flumm fuhr zusammen. Sie mussten hier weg, bevor das Ungeheuer als Nächstes in den See sprang!


  »Tuff«, hauchte Flumm, ohne auch nur den Schnabel zu bewegen. »Ich fliege ans Ufer und locke ihn weg, du rennst an Land und versteckst dich im Baum. Auf drei.«


  »O‑okay«, wisperte Tuff kaum hörbar. »Aber die Mütze …«


  »Holen wir später! Eins, zwei …«


  Flumm breitete die Flügel aus und hob ab. Zumindest wollte er das, aber mit den Schwanzfedern im Wasser und nassem Bauchgefieder kam er kaum in die Höhe. Als er kräftiger mit den Schwingen schlug, patschte er damit auch noch in den See.

  
»Flumm!«, schrie Tuff und planschte auf ihn zu.


  »Nein!«, rief Flumm. »Renn weg – Uäk!«


  Der Hund bellte laut und stürzte ins Wasser. Flumm hob sich in die Luft und hörte ein Klacken, als die Hundezähne unter ihm zusammenschlugen.

 

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