Leseprobe "Federohr und Flitzepfote 2- Der maskierte Dieb"

Etwas stupste Flumm in die Seite. Einmal. Zweimal. Schlaftrunken hob er den Flügel, um den Störenfried loszuwerden. Es nützte nichts.

Abermals ein Stupser.

»Huuuh?«, fragte er träge.

»Du hast Besuch«, brummte eine Stimme in sein Ohr.

An den rauen Fichtenstamm gelehnt, spähte Flumm durch halb geschlossene Augenlider. Es war mitten am Tag. Ein trüber und wolkenverhangener Herbsttag. Über und unter ihm saßen Eulen in ihrem gemeinsamen Schlafbaum, jede dicht am Stamm. Mit ihrem grau-braunen Gefieder waren sie dort gut getarnt.

Auf Flumms Ast hockte eine Waldohreule.

Huhbert, sein Vater.

»Besuch?«, murmelte Flumm. »Welcher Besuch?«

»Wach auf, Flumm! Schaff die Quasselstrippe hier weg, bevor alle anderen Eulen aufwachen. Na los!«

Noch ein Stupser.

Flumm klappte die Augen auf. An Huhberts aufgestellten Federn vorbei sah er zum Nachbarbaum, wo auf einem Astende ein rotbraunes Hörnchen auf und ab wippte.

Tuff? Mitten am Tag?

Kaum bemerkte Tuff Flumms Blick, winkte er schon mit beiden Pfoten und deutete nachdrücklich in den Wald.

Flumm spähte in die Richtung, in die Tuff zeigte, konnte aber nichts entdecken. Er schüttelte sein Gefieder, um wach zu werden, und sagte folgsam: »Ja, Papa.«

Huhbert brummte zufrieden und hopste ein paar Äste tiefer, wo er sich an den Stamm schmiegte und die Augen schloss.

»Flumm!«, rief Tuff herüber und winkte erneut. »Flu-humm!«

Flumm hob die Flügelspitze vor den Schnabel und schüttelte den Kopf, um das Hörnchen zum Schweigen zu bringen. Jetzt, wo er wach war, bemerkte er den Stamm herauf und hinunter starre Blicke: Gelbe, orange und bernsteinfarbene Augenpaare betrachteten ihn ungnädig. Augenscheinlich hatte er einen tieferen Schlaf als die meisten anderen im Baum.

»Tut mir leid«, murmelte Flumm.

Mit ausgebreiteten Flügeln hüpfte er den Ast entlang in Tuffs Richtung. Das Hörnchen lief ihm entgegen.

»Flumm, es ist etwas pass–«

»Pssst!«, zischte Flumm. »Siehst du nicht, wie böse alle gucken? Sie wollen schlafen. Wir treffen uns bei der Buche, in die der Blitz eingeschlagen hat, in Ordnung?«

»Nein«, sagte Tuff rasch. »Nicht dort. Es steckt beim Kopfwärmer! Komm dorthin!« Mit diesen Worten sprang er an den nächsten Fichtenstamm, rannte daran hinauf und turnte hinüber zum nächsten Baum.

Flumm sperrte den Schnabel auf, aber Tuff war fort.

Müde erkletterte er einen Ast, aus dessen Nadelzweigen er besser starten konnte, und glitt aus der Baumkrone hinaus in den grauen Himmel.

 

* * *

 

Die kühle Luft blies seine Müdigkeit davon. Flumm überflog die dunklen Fichtenwipfel so niedrig er konnte. Bei Tageslicht kam er sich hier oben vor wie auf einem Präsentierteller, und er war froh, als unter ihm herbstgoldener Laubwald begann. Dort gab es unter den Baumkronen genug Platz zum Fliegen.

Er legte die Flügel an und tauchte durch das Blätterdach hindurch. Im Dämmerlicht darunter fühlte er sich gleich wohler.

Orange, rot und braun verfärbtes Laub hing an nebelfeuchten Ästen. Immer wieder lösten sich Blätter und schwebten zu Boden, wo sie als dicker, bunter Teppich liegen blieben.

Flumm flog in Richtung der Baumhöhle, von der Tuff gesprochen hatte.

Es steckt beim Kopfwärmer?

Bestimmt hatte er Tuff missverstanden. Was sollte dort stecken? Vor allem, was rechtfertigte einen solchen Aufruhr mitten am Tag?

 

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